„Lassen Sie es, es hat keinen Zweck, hier sind 90 Prozent Asoziale“. „Dann hole ich jetzt den Bademeister“, werfe ich ein. „Das können Sie vergessen, die haben schon längst aufgegeben.“
Der durchtrainierte ältere Herr mit Schwimmbrille neben mir im Wasser will mich beruhigen, weil ich mich gerade lautstark mit einer Gruppe junger Männer in die nassen Haare bekommen habe, die auf dem Absperrband unserer Schwimmerbahn herumlungern, und auch nach freundlichem Hinweis, dass das hier der abgetrennte Bereich für Sportschwimmer ist, es leider unser Schwimmen behindert und darüber hinaus verboten ist, was sie tun, außer dummen Bemerkungen nichts an Reaktion hervorbringt.
Es war am Montag dieser Woche in einem Freibad am Niederrhein, man wohnt hier beschaulich in der noch halbwegs „heilen Welt“. Wir sind nicht in Berlin, wo Freibäder inzwischen Hochsicherheitstrakten, mit Personalausweisregistrierung, Taschenkontrollen und Polizeipräsenz ähneln und die Grenzkontrollen von den deutschen Außengrenzen an den Zugang zum frischen Nass verlegt wurden.
Wir haben hier keinen Stacheldraht und es brauchte jedenfalls bis zu diesem Sommer keine Sicherheits-App für Notrufe von der Liegewiese, damit ist jetzt aber leider Feierabend. Die Zustände auch in diesem Freibad sind seit diesem Sommer irgendetwas zwischen gewöhnungsbedürftig und unerträglich und erstmals gibt es bereits am Einlass einen Sicherheitsdienst, sowas hatte es hier vorher nie gegeben. Ich hätte nur auf 70 Prozent „Asoziale“ getippt und auch das wäre noch eine freundliche Schätzung, zwei Stunden später würde ich mich dem alten Herrn in seiner Einschätzung anschließen.
Zwei Tage später lese ich in der Bild-Zeitung, was neben meinen Erlebnissen an diesem Tag noch mehrere junge Mädchen in genau diesem Schwimmbad offenbar in den Stunden davor bereits durch das Eventpublikum mit Migrationshintergrund erleben durften:
Zuerst muss die Polizei einen 20-jährigen Albaner verhaften, der mehrfach zwei 15-jährige Mädchen im Intimbereich und an den Brüsten begrapscht hatte. Einige Stunden später musste auch noch ein 43-jähriger Ägypter verhaftet werden, der mehrfach einer 13-Jährigen in den Intimbereich griff. Ich hatte also schon einiges verpasst, als ich um 18 Uhr erst reinschneite und auf ein heillos überfülltes Freibad traf, an dessen Beckenrand nahezu lückenlos Menschentrauben aus vornehmlich jungen Männern residierten.
Der Clash der Kulturen ist am Beckenrand angekommen
Früher waren Freibäder die Entspannungsoase der Sommerferien, heute sind sie das Sammelbecken für Asoziale. Der Wandel kam schleichend, aber nicht überraschend. Dass der Clash der Kulturen sich nicht nur auf deutschen Straßen, sondern inzwischen im Sommer regelmäßig auch in den Freibädern entlädt, ist allgemein bekannt.
Um nicht als Rassisten zu gelten, schweigen seit Jahren Hundertschaften an Bademeistern, die alle genau wissen, was sich verändert hat. Es sind ja nicht nur die Massenschlägereien und die rivalisierenden Männerbanden, die meinen, ihre Revierkämpfe jetzt auch am Beckenrand ausfechten zu müssen. Es ist auch hier eine Landnahme, die zuallererst Frauen und damit auch ihre Kinder aus den Schwimmbädern verdrängt hat, waren sie doch nach der glorreichen Idee, man müsse im Namen der Völkerverständigung deutsche Außengrenzen nicht mehr schützen, die Ersten, die ihre Unbeschwertheit im sommerlichen Freibad an den Nagel hängen mussten. Die meisten Mädchen und Frauen gehen dort heute einfach nicht mehr hin. Eltern lassen ihre Töchter – und zunehmend auch ihre Söhne – ebenfalls nicht mehr alleine dort baden.
Man fühlt sich unwohl unter den gaffenden Blicken, den Zurufen und dem Gelächter in Sprachen, die man nicht versteht. Warum die Schilder, dass man im Beckenbereich keine Handys mitführen darf und man von Badegästen auch keine Fotos machen darf, in deutscher Sprache geschrieben sind, bleibt mir persönlich ein Rätsel. Ich denke arabische Dialekte wären hier deutlich hilfreicher – aber vermutlich sowieso sinnlos.
Es fühlt sich einfach unangenehm an mit der Respektlosigkeit, die hier bereits kleine Jungs an den Tag legen auch Erwachsenen und vor allem Frauen gegenüber. Man versteht schnell, dass ein Bademeister nie in Sicht ist, wenn man einen bräuchte und man auch nicht ganz sicher wäre, ob die jungen Mädchen vom DLRG, die hier als Bademeisterinnen einen Sommerjob absolvieren, unbedingt hilfreich oder nicht gar mitgefährdet wären, wenn sie sich tatsächlich in eine Auseinandersetzung zwischen einer Gruppe migrantischer Jungdynamiker einmischen oder versuchen, die Schwimmbadregeln durchzusetzen. Baywatch hatte früher auch mehr Lametta.
Früher war doch alles besser
Ich bin Freibad-Fan seit ich 13 Jahre alt bin und wir die Becken und Liegewiesen in den Sommerferien mit der Familienkarte, in die meine Eltern jährlich investierten, egal bei welchem Wetter bevölkerten. Wir haben den Sommer auf dieser Liegewiese verbracht, jeder der nicht gerade im Familienurlaub mit den Eltern war, kam hierher. Man musste sich nicht vorher mühsam in WhatsApp-Gruppen verabreden, sondern fuhr einfach hin und schaute, wer da war – und es war immer jemand da.
Wir waren Teenager, wir waren frei, wir durften alleine mit dem Fahrrad die fünf Kilometer hinradeln und den ganzen Tag wegbleiben, weil sich niemand um uns Sorgen machen musste, auch nicht als Mädchen, und dabei gab es nicht einmal Handys für den Notfall. Es gab schlicht keinen Notfall. Die einzigen Freibad-Probleme, die wir hatten, war die Frage, wo lege ich möglichst nahe an der Gruppe der „Coolen“, die immer bei der großen Standuhr ihren Liegeplatz hatten, mein eigenes Handtuch hin, um auch cool zu sein.
Unsere Sorgen bestanden einzig darin, ob der Junge, in den wir gerade saisonal verknallt waren, uns auch wahrnimmt, ob der Bikini sitzt, ob wir schon braun genug gebraten sind oder ob das Taschengeld noch für ein teures Nogger oder Twister reicht, oder doch nur für ein billiges Split. Schwimmbadpommes galten als ein kulinarischer Höhepunkt und Ärger mit dem Bademeister gab es nur, wenn wir den mitgebrachten Kassettenrekorder zu laut aufdrehten und bei den Ärzten, den Toten Hosen und Marius Müller Westernhagen mitgrölten. Wir sind unzählige Male auch nachts ins Schwimmbad eingestiegen, jeder wusste, wie es geht, nie ging etwas zu Bruch oder kaputt und wenn die Polizei kam, ließ sie uns ungeschoren durch das Loch im Zaun am anderen Ende wieder abhauen. Wir sind im Dunkeln vom Fünfer gesprungen und unser gesamter Abi-Jahrgang war damals betrunken Nacktbaden. Bis heute sind wir alle glücklich, dass es damals noch keine Smartphones und entsprechend weder Bilder noch Videos davon gibt.
Freibad war schön, man traf sich dort nicht zum Stress machen, sondern zum Stressabbauen. Es war ein friedliches Miteinander aller Altersklassen und Bevölkerungsschichten und die Autorität des Bademeisters wurde nicht angezweifelt, er war der König der Becken.
Es verändert sich und es gefällt mir nicht
Mit dem Anstieg der Anzahl unvorteilhafter Tattoos auf nackten Körperteilen (wer ist eigentlich auf die aberwitzige Idee gekommen, Bilder von Tieren auf cellulitösen Oberschenkeln junger Frauen hätten ästhetische Vorteile?), hat sich auch die Stimmung und die Zusammensetzung des Badepublikums seit Jahren verändert und das nicht zum Guten.
Selbstverständlich könnte man einwenden, es habe doch schließlich jeder das Recht ins Freibad zu gehen und mitzubaden, aber es muss mir ja nicht gefallen, wie die Zunahme von Gewalt und sexuellen Übergriffen meinen Badespaß ruinieren und auch nicht der zunehmende Verfall von Sitten und Anstand. Also jener Teil menschlichen Benehmens, den wir normalerweise unterhalb der Strafbarkeitsgrenze abhandeln, der aber immer breiteren Teilen der Gesellschaft offenbar nicht mehr geläufig ist: Man glotzt nicht, man macht Platz, man schreit nicht in den Duschen rum, man rennt keine Menschen um, man drängelt nicht in der Schlange, man ist höflich zu Älteren, man respektiert Autoritäten und spricht in einem angemessenen Ton mit seinen Mitbürgern.
Es muss mir auch nicht gefallen, dass sich bereits seit vielen Jahren die Zahl der muslimischen Burkiniträgerinnen in meinem Freibad kontinuierlich erhöht und dafür das Alter der Mädchen, die nicht mehr in knappen Bikinis, sondern stattdessen in Ganzkörper-Badekleidung auftauchen, ständig herabsenkt.
Es gefällt mir nicht, mit anzusehen, wie die Frauen im Nichtschwimmerbereich sitzen, weil sie wahrscheinlich auch nicht Schwimmen gelernt haben, um in Ganzkörperzelten Horden von Kindern zu hüten, während die dazugehörigen Männergruppen im Schwimmerbecken den gesamten Beckenrand belagern und auch nicht Platz machen, damit man aus dem Becken steigen oder sich auch nur mit einer Hand auch mal am Beckenrad festhalten kann.
Sollte der Begriff „Manspreading“ jemals seine Berechtigung gehabt haben, dann am Beckenrad im Freibad unter arabischen, türkischen und afrikanischen Männerrudeln, denen offenbar nie jemand beigebracht hat, wie man sich respektvoll verhält, und die Schilder wie „Schwimmerbahn“ oder „Von der Seite hineinspringen verboten“ offensichtlich nicht lesen, sondern nur ignorieren können. Man muss entsprechend schon selbst darauf achten, dass einem nicht jemand auf den Kopf springt.
Burkini statt Frauenrechte
Ich will mich nicht an die surrealen Szenen in der Sammeldusche der Damen gewöhnen, wo ich, wie seit Jahrzehnten gewohnt, auch mit den anderen Frauen nackt stehe und meine Haare wasche, während neben mir ein Burkini während des Tragens abgeduscht wird und die dazugehörigen kleinen Jungs, die in die Sammelduschen der Frauen mitgebracht werden, mich ungeniert anglotzen und auch von ihren Müttern nicht darauf hingewiesen werden, dass das unangemessen ist.
Ja, ja, ich weiß, man könnte mir entgegenhalten, dass es schließlich keine Pflicht gibt, sich zu entblößen, und dass es doch schön ist, dass die muslimischen Frauen durch die Erfindung eines Burkinis zumindest auch ins Schwimmbad kommen können, anstatt zu Hause unter schwarzer Zeltkleidung zu sitzen, weil ihre Männer ihnen sonst das Schwimmengehen verbieten, frei nach dem Motto: Besser mit Burkini, als gar nicht schwimmen gehen.
Was übrigens genau die Argumentationslinie der damaligen SDP-Familienministerin Franziska Giffey war, als sie den Burkini als adäquate Kleidung für den Schwimmunterricht an Schulen freigab. Wer braucht schon Frauenrechte, wenn er dafür ein Seepferdchen haben kann?
Ja, man könnte es so sehen, mir gefällt es aber nicht und ich will mich auch nicht daran gewöhnen. Das ist ein freies Land und ich muss nicht jeden kulturellen Auswuchs als Bereicherung betrachten, auch wenn ich im Anblick dieser Frauen zwischen Mitleid und Aggression schwanke, denn manche sind sehr nett. In manchen Kulturen scheint das Schreien allerdings die normale Tonlage zu sein, auch und gerade im öffentlichen Raum, leider auch in Duschräumen. Die Mutter schreit die Kinder an, die Kinder schreien sich untereinander an. Man schreit zur Freundin und zur Oma nach draußen, diese schreien von draußen in den Raum. Es ist als würde man mit einer Horde Megaphonen duschen.
Probleme in Badeanstalten, wenn die Kultur der Verschleierung samt Bodenpersonal auf die Kultur der Freizügigkeit prallt, sind nun allerdings weder neu noch überraschend. Nahezu amüsant liest sich dazu ein Bericht des Spiegels aus dem Jahr 1964, der die Invasion afrikanischer Badegäste in den Pariser Bassins beschreibt.
Alleine der Titel „Braune Flut“ wäre heute ein Kündigungsgrund für einen Ressortleiter beim Spiegel wegen Rassismus im Endstadium und auch der Rest des Berichtes liest sich, als habe das Lektorenteam für „Achtsamkeit, Diversity und Antirassimus“ gerade Sommerurlaub:
„Wo ein vereinzelter Bikini im Frei-Bassin paddelt, ist er bald von bräunlichen Schwimmern eingekreist und angetaucht. Zehn, zwanzig Algerier-Hände zerren an den Verschlüssen des Badekostüms und rauben der Trägerin das Textil.“ Wir lesen von energischen Bademeistern, die nach Dienstschluss von „feindseligen Rotten“ bedroht werden, weil sie „gegen die Freibeuter“ einzuschreiten wagten. „In den hauptstädtischen Schwimmwassern werden die Braunen sich weiterhin tummeln, um die Baigneusen anzutauchen und abzutasten. Der für Muselmanen ungewohnte Anblick knapper Bikinis lässt die Schwimmer-Freuden ahnen, die sie sonst schwer finden: Unter den 600.000 Frankreich-Algeriern sind nur 40 000 Frauen.“
Dazu werden Zahlen über den rasanten Anstieg der Kriminalität dieser Herren mitgereicht, wo alleine in Paris die Polizei mit den 200.000 Algeriern nicht mehr zu Rande käme, auf deren Konto 31 Prozent der Morde, 39 Prozent der Autodiebstähle und 58 Prozent der Diebstähle mit Schusswaffengebrauch gingen.
Ähnlichkeiten mit den Zuständen im heutigen Migrations-Phantasialand Deutschland sind nicht beabsichtigt, aber leider wahr. Aber überraschen sollte es doch niemanden. Doch zurück zu meinem Beckenrand am Niederrhein.
Nahkampfbericht aus der Schwimmerbahn
Vergangene Woche hatte ich bereits einmal den Bademeister zu Hilfe rufen müssen. Ein junger Mann mit Migrationshintergrund saß an diesem Tag ebenfalls auf dem verbotenen Absperrband im Schwimmerbereich und behinderte nicht nur die Sportschwimmer, sondern fotografierte ungeniert mit seinem iPhone unter Wasser die vorbeischwimmenden Frauen, also auch mich. Ich habe es erst alleine versucht mit halbfreundlichen Worten, nachdem er nicht aufhörte, musste ich lautstark einen Bademeister herbeirufen, der ihn dann aus dem Wasser holte und mit einer Ansprache versah.
Diese Woche Montag war kein Bademeister weit und breit zu bekommen, als ich innerhalb einer Viertelstunde mindestens ein Dutzend Mal selbst die Diskussion suche, um das Schwimmen, in den extra dafür abgesperrten drei Bahnen noch halbwegs zu gewährleisten.
Man muss wissen, normalerweise sind hier immer drei Bahnen für die Sportschwimmer abgetrennt. Das Schwimmbad ist groß, es gibt zahlreiche Becken auch für Nichtschwimmer, eine große Rutsche, ein extra Babybecken, eigentlich ein Traum. Diese drei Bahnen sind für jene, die zum Sportmachen herkommen, damit sie wenigstens in diesem Bereich trainieren können, was auch Vereine und Sportstudenten nutzen. Man könnte positiv ausdrücken, an Jeden ist in diesem Schwimmbad gedacht. Man kann hier im Wasser rutschen, plantschen, sogar Ballspielen, herumlungern, aber auch Sport treiben. Vergangenen Montag war hier offener Kanal.
Ich ärgere mich also mit Kleingruppen von jungen Männern und auch Schuljungs herum, die sowieso bereits zwei der Bahnen vollständig okkupiert hatten. Ich bin wild, aber entschlossen, die letzte Bahn für uns mit allen Mitteln zu halten. Surrender is not an option! Der ältere Herr hat einen Bademeister gefunden und diskutiert mit ihm herum, unternehmen wird er nichts.
Die älteren Damen, die mit mir ihre Runden drehen, sind ebenfalls ratlos, trauen sich nicht mehr ganz bis an den Beckenrand zu schwimmen und drehen immer schon vorher um, weil man dort nicht wenden kann, weil die Männerkörper, die uns sehr genau sehen, keinen Zentimeter Beckenrand freigeben. Entweder sie begreifen nicht, dass sie im Weg stehen, oder es ist ihnen alternativ egal. Besitzansprüche stellen kann ich auch. Ich schiebe junge Männer am Beckenrand beiseite und trete ihnen beim Wenden und Abstoßen auch mal in den Bauch und sonstige Körperteile, wer nicht hören will, kann es gerne fühlen. Ihr habt die Wahl Jungs. Mein Blutdruck ist weit höher als die Außentemperatur.
Bei einer Gruppe Grundschuljungs, die auf dem Absperrband der Schwimmer herumturnen, platzt mir fast der Kragen. Ich bitte erst freundlich, dann energisch, und blaffe sie an, sich vom Absperrband zu schleichen, weil das hier der Schwimmerbereich ist. Die Jungs weigern sich. Sie werden frech, ich werde laut. Das ruft den Vater einer dieser Jungs auf den Plan, der nicht etwa die Jungs zurechtweist und aus dem Schwimmerbereich herausruft, damit sie nicht weiter andere Badegäste belästigen, sondern mich anschreit, warum ich mit den Kindern schimpfe.
Ich versuche es nochmal in einfacher Sprache für Sittenlegastheniker. Dass dies hier der Schwimmerbereich sei, dass dafür hier auch Schilder stehen und dass es verboten sei auf den Absperrbändern zu sitzen und hier zu spielen, weil man sonst nicht schwimmen kann. Die Jungs fangen an, mich mit Wasser zu bespritzen, mein Ton wird deutlicher auch dem Vater gegenüber, er entscheidet sich, sie zurückzurufen. Die letzten 500 Meter lassen sich halbwegs störungsfrei schwimmen, ich überlege kurz, ob mich wohl jemand außerhalb des Beckens noch angehen wird als Revanche, verwerfe den Gedanken aber als Paranoia und ich kann leider auch nicht bis zur Dusche tauchen.
Die Dusche als Familienerbstück
In der Damendusche dann Überfüllung, wir müssen bis vor die Türe anstehen. Immer wieder werden kleine Kinder aus durchaus klar definierbaren Bevölkerungsmilieus an den Wartenden vorbei in den Duschraum geschickt, bleiben dann drin, woraufhin sich die dazugehörigen Mütter in Bewegung setzen - natürlich nur, um nach den Kindern zu sehen. Wie durch wundersamen Zufall treffen sie dort alle auf eine entfernte Cousine, die ihnen die bereits okkupierte Dusche als eine Art Familienerbstück überreicht. Das Spiel wiederholt sich mehrfach, während ein Teil von uns Frauen sich in der Schlange geduldig wartend wortlos zunickt.
Ich habe es fast bis zur nächsten freien Dusche geschafft, wieder tapst ein vielleicht fünfjähriges Mädchen von seiner eigenen Mutter angestupst an mir vorbei und steht unschlüssig mitten im Duschraum, weil ja nichts frei ist. Ihre Mutter drängt an mir vorbei und will sich die erste freiwerdende Dusche schnappen. Mir reicht es. „Ich glaube, Sie sind gar nicht dran, denn die Schlange ist hinter mir und da stehen noch etwa 12 andere“. 24 Augen schauen sie wortlos an. Sie wird schnippisch, dann müsse sie sich ja wohl anstellen. Ich bestätige ihr, dass es sicher keine schlechte Idee wäre. Sie trollt sich samt Tochter aus dem Raum. Kann man all diesen Kindern vorwerfen, dass sie sich nicht zu benehmen wissen, wenn ihre eigenen Eltern ihnen die Unsitten vorleben?
Am Beckenrand liegt derweil seit Stunden eine alte Lady bei 35 Grad im Schatten mit einer FFP2-Maske auf dem Gesicht in der Sonne. Ich gehe nach Hause. Dieses Land ist irre geworden.
Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne #VolleKelle bei NIUS.
Gewaltkultur heißt richtiger Barbarei.