Die Humorlosigkeit der Identitätspolitik hat den Kinderkarneval in Kitas und Schulen erreicht. Derweil zeigt die Ambition, jetzt auch noch Kindern den Karneval und ihre Lieblingskostüme zu vermiesen, vor allem den Verlust kultureller Traditionen gepaart mit der Zerstörungswut ideologisch Verirrter. Wer glaubt, es handele sich um einen Akt „kultureller Aneignung“, wenn eine Vierjährige als Indianermädchen aufläuft oder ein Junge als Prinz Aladdin, betreibt selbst kulturelle Enteignung.
Die Frage, Cowboy, Indianer, Pirat oder doch lieber Prinzessin ist Dank der fortschreitenden Transformation des Landes in das erste real existierende Wokistan längst Politikum in Kindergartenbeiräten und Schülerselbstverwaltungen geworden. Wer nicht aufpasst, gilt bereits als Rassist, noch bevor er eingeschult wurde, geschweige denn das Wort Rassismus fehlerfrei buchstabieren kann.
Pünktlich zur Karnevalszeit ergehen in diesen Tagen allerorts wieder Rundschreiben an die Eltern von Kindergartenkindern und Schülern, man möge auf „kultursensible Kostüme“ und die Vermeidung von „kultureller Aneignung“ achten oder wie es jene Erfurter Kita formulierte, die den Karneval bereits im Jahr 2020 gleich ganz verbieten wollte, man wolle die Kinder für Stereotype sensibilisieren, die für Betroffene schmerzhaft oder gar zum Teil entwürdigend sein könnten. Wer also dachte, man könne sich mit albernen Faschingskostümen nur selbst lächerlich machen, hat keine Ahnung, denn ehe man es sich versieht, wird aus einem niedlichen Pocahontas-Mäuschen mit Federschmuck im Haar eine dreijährige Diskriminierungstäterin.
In Hamburg herrscht bereits seit 2019 ein flächendeckendes Indianer- und Scheichkostüm-Verbot, dort formulierte man, es ginge hier schließlich um „kultursensible, diskriminierungsfreie und vorurteilsbewusste“ Erziehung. Überhaupt hat man sich in der Hansestadt bereits vor Jahren mit Empfehlungsschreiben an die Eltern aufgerüstet, damit diese eine Bedienungsanleitung durch den antifaschistischen, antikolonialistischen, antidiskriminierenden und stereotypenfreien Karneval haben.
Nicht denken, nur gehorchen
Wichtigste Regel vorweg: Man muss das nicht verstehen, sondern nur befolgen. Nicht denken liebe Kinder, sondern artig sein. Wir tun das hier schließlich nicht zum Spaß im Fasching, sondern als politisches Statement. Deswegen gibt es sicher bald auch keine Cola und Burger mehr, das ist nur amerikanischer Imperialismus mit klimaschädlichem Fleischkonsum, sondern stattdessen Dinkelcracker, Bionade und Tofu Wurst mit zuckerfreiem, veganem Ketchup.
Da die Liste politisch bedenklicher Faschingskostüme seit Jahren schneller wächst als die Zahl neuentdeckter Geschlechter, hier eine kleine Zusammenstellung aus diversen Broschüren, Elternbriefen und vorauseilend gehorsamen Zeit-Online und Stern-Magazin-Kommentaren, die sich allesamt ausführlich Gedanken gemacht haben, was Ihre Kinder alles bitte nicht sein sollen. Cowboy und Indianer geht gar nicht, das ist schließlich toxische, bewaffnete Männlichkeit gepaart mit unterdrückendem Kolonialismus ausgetragen auf dem Rücken angeblicher Rothäute, obwohl die gar nicht rot sind und auch nicht Indianer heißen. Alle Scheich-, Inder und Chinesen-Kostüme sind ebenfalls raus, bitte keine gelbschwarzen Dreieckshüte mehr, keine Geisha und auch keinen Mexikaner mit Sombrero, all das ist kulturelle Aneignung. Der Mohr aus dem Morgenland ist blanker Rassismus und wurde sowieso schon an Weihnachten aus dem Krippenspiel geworfen, also bitte auch keinen Jim Knopf, denn mit angemaltem Gesicht ist das „Blackfacing“.
Ob Mädchen noch als Prinzessinnen gehen können, dürfte aus feministischer Sicht unvertretbar sein, oder wollen Sie Ihre Tochter etwa zu einem passiven Weibchen heranzüchten, das darauf wartet, von einem sexuell übergriffigen Prinzen geküsst und zwangsverheiratet zu werden? Eben. Nicht geklärt ist, ob das im Karneval beliebte Kostüm „Nonne oder Krankenschwester in Strapsen“ als feministische Selbstermächtigung oder doch als sexistisches Frauenklischee gilt. Der Elternbeirat diskutiert das noch mit der Gleichstellungsbeauftragten.
Wir lernen aber in der karnevalistischen Ratgeberliteratur, man solle Geschlechter-Stereotype nicht bedienen. Deshalb sollten Mädchen nicht als Prinzessinnen gehen, sondern auch mal als Piratinnen. Und Jungs könnten sich doch auch mal als Mehrjungmänner verkleiden.
„Du kannst doch auch als Spiegelei oder als Möhre gehen“ so wörtlich der wunderbare Tipp aus dem Elternbrief. Es überzeugt die kleinen Racker sicher, dass sie sich ihrem gesunden Frühstück in der Kita jetzt auch optisch annähern dürfen.
Das deutsche Liedgut nicht vergessen!
Was jedoch alle Kindergartenratgeber völlig vergessen haben, ist die Tatsache, dass man das karnevalistische Liedgut einmal genauso skeptisch unter die Lupe nehmen müsste, wie die Kostüme selbst. Als Mutter von vier Kindern im Rheinland kann ich hier nur warnen. Ich habe schon ganze Kindergartengruppen Lieder wie „Bloodwurscht, Kölsch un e lecker Mädsche" laut mitschreien gehört, Tatbestand Sexismus samt Aufforderung zum Alkoholkonsum. Ständig werden diese lecker Mädschen zudem musikalisch aufgefordert, sich von fremden Männern auf offener Straße „bützen“, also küssen zu lassen, es herrscht entsprechend eine permanente, angespannte #Metoo-Gefahrenlage und spätestens angesichts von Bodyshaming-Liedern wie „Dicke Mädchen haben schöne Namen“ sollte jedem klar sein, dass es nicht reicht, wenn die Kinder politisch korrekt angezogen sind und die Witze der Büttenredner vorher vom Humorgericht des Antirassismus-Kollektivs abgenommen wurden, die Karnevalsmusik ist zusätzlich brandgefährlich und fordert bereits Vorschulkinder zu Promiskuität, sexuellen Übergriffen und Drogenkonsum auf. Am besten, man lässt den ganzen Kinder-Karneval gleich vom Verfassungsschutz beobachten, er ist gesichert politisch bedenklich.
Dass der allgemeine deutsche Bildungsniedergang allerdings längst nicht nur die Schüler, sondern auch das pädagogische Personal erfasst hat, lässt sich beispielhaft daran demonstrieren, dass dieselben Schulen und Kindergärten, die gerade kleinen Kinder die Faschingskostüme und den optischen Rollentausch zensieren, kein Problem damit haben, im Namen der sexuellen Vielfalt bundesweit immer wieder zu Geschlechter-Wechsel-Tagen aufzurufen, an denen die Mädchen als Jungen und die Jungen als Mädchen angezogen zur Schule kommen sollen, um sich in neuen Geschlechterrollen auszuprobieren.
Merke: Sich das Gesicht schwarz anzumalen, um als Barack Obama oder als Mohrenkopf zu gehen, ist also Rassismus und kulturelle Aneignung, sich als Mann bewusst als Frau zu verkleiden ist hingegen nicht etwa weibliche Aneignung, sondern vorbildliches Durchbrechen von Geschlechterstereotypen. Jetzt weiß ich auch endlich, warum diese Szene ständig Drag-Queen-Lesungen in Kindergärten veranstalten will: Man übt dort mit den Dreijährigen bloß für das nächste, politisch korrekte Karnevalskostüm. In diesem Sinne: Alaaf.
Dieser Beitrag erschien in gekürzter Form als Kommentar beim Talkradio Kontrafunk.
Das Irre wächst seit Jahren und es kann nur wachsen, weil so viele Menschen aus Höflichkeit und Bequemlichkeit diesem Irren Platz und Raum geben. Das große Nöö ist dringender denn Je, aber die meisten schaffen es ja nicht einmal, zum Krieg nein zu sagen.